Samstag, 15. Oktober 2011

Tag 52

Gerade eben hab ich einen Film mit meiner Schwiegerfamilie angekuckt ("Patagonien", ganz nett) und da ging es u.a. um eine alte Dame, die noch im Bauch ihrer Mutter nach Patagonien ausgewandert ist und mit grob 70 statt der OP gegen den grauen Star doch lieber nach Walisien ("Das Land der Gallier", wie es im Portugiesischen und Französischen genannt wird) fliegt, um dort die Farm ihrer Mutter zu finden.

Bei solchen Filmen fragt man sich dann schon, ob man nicht auch irgendwann Heimweh bekommt, oder gar welches hat. Wobei ich eher auf letzteres tippe. Jedenfalls hab ich erstmal ein schlechtes Gewissen bekommen, meinem Papi ne Mail geschrieben, dass wird morgen mal skypen können (der alte zuckt sich ja auch nicht) und schreib jetzt auch noch einen öffentlichen Beitrag. Aus Effizienzgründen. Könnte unter Umständen ein Blog werden.

Jedenfalls ist Ziel der Übung, möglichst schnell und effizient so viel wie möglich Leute zu erreichen und Ihnen zu vermitteln, was ich eigentlich so mache. Und nach all der Gefühlsduselei werd ich das jetzt auch tun.

Dummerweise ist die letzten Tage nicht so viel passiert, deswegen erspar ich mir erstmal konkretes. Aber ein paar Allgemeinplätze kann ich noch loswerden. Zuallererst ist mir aufgefallen, dass ich mich manchmal beim Reden zurückhalte, da ich den Eindruck habe, dass mein Akzent lustiger ist als ernst, und das Ganze damit mein Ego ein wenig unterläuft.

Zweitens muss ich sagen, dass ich noch nie so viel in meinem Leben gelesen habe. Man lernt wirklich viel durch lesen und wenn man kluge und interessante Freunde hat, die einem dauernd was empfehlen können, wird der Stoff auch nicht knapp. Insbesondere in Brasilien ist Lesen sogar gewissermaßen eine Pflichtveranstaltung, da die Busse wohl eher als Zufallsgenerator taugen, denn als zuverläsiges Transportmittel. Das ist natürlich ein wenig übertrieben, insbesondere wenn man vorher nur deutsche Organisation gewöhnt ist. Aber man ist immer gezwungen, ein Buch oder etwas anderes zu lesen mitzunehmen, weil man sonst Gefahr läuft, 30 Minuten seines wertvollen Tages wartend zu verlieren. Und das nur für die Hinfahrt.
Wobei selbst in diesem Fall schon wieder die germanische Kultur Ursache ist, denn man kann sich in der Zeit auch einfach die Gegend und die Menschen ankucken und das als Freizeit empfinden. Dazu muss ich aber wohl noch ein paar Monate länger hier wohnen, die Ruhe hab ich noch nicht weg. Ein Kumpel von mir und wertvoller Literaturratgeber hat die Methode jedenfalls perfektioniert und lädt sich dauernd Hörbücher runter, die er dann in seinem MP3-Player an den Bushaltestellen Florianópolis' hört und sich gleichzeitig der Gegend erfreuen kann.
Empfohlen wurde mir diesbezüglich übrigens audiobookvault.ws

Die derzeitige Liste von Büchern umfasst
Gelesen:

  • "Als ich ein kleiner Junge war", Kästner, wunderschön, hat mich zu Tränen gerührt, danke Konni!!!
  • "Der Alchimist" - Coelho, ja - ich hab die Vermessenheit besessen, in Brasilien Coelho auf Deutsch zu lesen, das Buch bringt einen ein wenig mehr zur Ruhe, genau das, wonach ich derzeit suche. Danke dicke Liesbeth!
  • "THE CASE OF THE SPELUNCEAN EXPLORERS" - interessant, aber nicht sooo gut, wie ich mir vorgestellt habe. Wen Recht ein wenig interessiert, für den sollte es ein Must Read sein http://www.nullapoena.de/stud/explorers.html
Unter Begutachtung:
  • The New Libertarian Manifesto - um sich mal ein wenig genauer politische Ideen  anzukucken, die selbstregulierenden Systemen beruhen - in diesem Falle: der Markt. Mehr weiß ich noch nicht, denn ich bin am Lesen. http://agorism.info/NewLibertarianManifesto.pdf
  • "Reminiscences of a Stock Operator" (Lefévre), über die "Abenteuer" eines Traders, sehr interessant, wenn man handelt http://en.wikipedia.org/wiki/Reminiscences_of_a_Stock_Operator
  • Atlas shrugged (Rand) - die Bibel der Liberalisten und das zweit-einflussreichste Buch auf Händler in den States (nach der wirklichen Bibel, jawohl)
Noch zu lesen:
So, das waren dann offenbar meine zwei Allgemeinplätze, mehr gibt's jetzt aber nicht!

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